Verurteilen allein genügt nicht!

Von den islamistisch motivierten Terrorattacken in Frankreich und Österreich bin ich zutiefst erschüttert und ich verurteile diese auf Schärfste. Jedes Mal blutet mir das Herz, wenn ich von solchen Aktionen höre. Aber genügt es für mich als Muslim, den islamistischen Terror zu ächten und mich schliesslich in eine Trauerstimmung zu versetzen? Mit dieser Frage möchte ich mich in diesem Blog auseinandersetzen.

Ich bin der Meinung, dass es als muslimische Gemeinschaft unsere Aufgabe ist, die Menschheit vom Übel des Terrorismus zu befreien und ferner zu versuchen, unsere Religion davon zu säubern. Als Muslime müssen wir die abscheuliche Ideologie der Terroristen kategorisch ablehnen. Im Gegenzug müssen wir eine umarmende Gesinnung fördern, die Vielfalt als Reichtum ansieht. Noch vor unserer ethnischen, nationalen, auch religiösen Identität steht unsere Menschlichkeit.

Als Muslime müssen wir uns von den Verschwörungstheorien emanzipieren, die uns von unseren eigenen Problemen ablenken und uns selbst einer kritischen Selbstreflexion unterziehen: Sind etwa heimliche Sympathien zur Autokratie, zur körperlicher Gewalt, die Vernachlässigung der Jugend und das Fehlen einer ausgewogenen Bildungsarbeit muslimischer Gemeinschaft schuld daran, dass unsere Gemeinden und ihre Mitglieder empfänglich geworden sind für das radikale Gedankengut extremistischer Gruppierungen?

Haben wir, weil wir die grundlegenden Menschenrechte, die Freiheit, die Rechtsstaatlichkeit und eine Gesinnung, die jeden umarmt, immer noch nicht wirksam umsetzen konnten, jene, die auf der Suche nach Antworten sind, in eine verzweifelte Lage gebracht und dafür gesorgt, dass sie sich von uns abwenden?

Die gegenwärtige Tragödie erinnert uns erneut daran, dass diese abscheulichen Taten, welche religiös begründet werden, sowohl von unseren religiösen Gelehrten, als auch von normalen Muslimen ohne Wenn und Aber abgelehnt sowie verurteilt werden müssen. Aber in der derzeitigen Lage reicht ein Ablehnen und eine Verurteilung nicht mehr aus. In den muslimischen Gesellschaften muss gegen die Rekrutierung der Jugendlichen durch die Radikalen anhand eines Bündnisses, in dem sich staatliche Institutionen, religiöse Führer und zivilgesellschaftliche Institutionen zusammenschliessen, in kluger Art und Weise vorangegangen werden. Es müssen Projekte entwickelt werden, die alle Faktoren der Rekrutierung von Terroristen berücksichtigen und die gesamte Gemeinschaft miteinbeziehen.

Wir müssen präventive Massnahmen treffen und die nötige Infrastruktur schaffen, damit wir die gefährdeten Jugendlichen in unseren Reihen frühzeitig herausfiltern und sie vor allem durch die Beratung mit ihren Familien daran hindern, sich in gefährliche Abenteuer zu begeben. Als Bürger müssen wir mit den Staaten, deren Staatsbürger wir sind, kooperieren und uns positiv engagieren, uns an Tische setzen, an denen Pläne zur Radikalismus-Bekämpfung geschmiedet werden und unsere Meinung einbringen. Hier sind natürlich auch die Staaten gefordert. Wir müssen unseren Jugendlichen beibringen, ihre Meinungen auf demokratischem Wege zu äussern. Die frühzeitige Lehre demokratischer Werte in Schulen ist für die Entwicklung eines gesunden Menschenverstandes der zukünftigen Generationen wichtig.

Bild von M. H. auf Pixabay

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